Geschichte der Galgos von Langa - Galgo español

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Zum Nachdenken


Die beiden flüchtigen Galgos von Langa
Los dos galgos fugitivos de Langa

Update 29.01.2016: Jetzt wird versucht in Zusammenarbeit mit der Gemeinde und dem Stadtrat, die Galgos mit vereinten Kräften einzufangen!


Diese Erzählung könnte mit Schüssen enden, wenn die Tierschutzorganisation Scooby nicht Alarm geschlagen hätte.
Dies ist die Geschichte der beiden ausgesetzten Galgos, auf die die Einwohner eines Dorfes in Ávila eine Treibjagd veranstalten wollten.

Herzlichen Dank an Ute für die Übersetzung!

Diese Erzählung könnte mit Schüssen enden, wenn die Tierschutzorganisation Scooby nicht Alarm geschlagen hätte.
Dies ist die Geschichte der beiden ausgesetzten Galgos, auf die die Einwohner eines Dorfes in Ávila eine Treibjagd veranstalten wollten.
Auf der Flucht fanden sie zusammen und hatten dann sieben wunderschöne Kinder, die sie am Strassenrand zurückliessen; heute haben sie keine andere Zuflucht als den Berg, auf dem sie ausgesetzt worden sind, während Jagd auf sie gemacht wird.

Seit drei Jahren ist es niemandem, nicht einmal der Guardia Civil gelungen, sie zu erwischen. Sie flüchten vor den Menschen. Sie haben Angst und Hunger. Und wenn die Nacht einbricht, kommen die beiden namenlosen Galgos im Schutz der Dunkelheit hinunter ins Dorf. Sie stehlen Hühner, was ihr schlimmstes Vergehen ist, um sie dann zu fressen. Am Rande des Gesetzes zu überleben hat dazu geführt, dass sie zum öffentlichen Feindbild erhoben wurden. Zum Raubzeug. Und jetzt wird Jagd auf sie gemacht.

Es sind Tage des Zorns in Langa (Ávila), einem Land, das geprägt ist durch Gewehre und Galgos. Hier misst sich die Formel Eins unter den Hunden – sie können auf offenem Feld 60 km/h erreichen – auf Augenhöhe mit den Hasen und deren Geschwindigkeit. Warum dann das Aussetzen? Warum eine Treibjagd, um sie lebend oder tot zu erwischen?
„Ich hatte keine Wahl“, rechtfertigt sich Clara Isabel Sáez, die Bürgermeisterin von Langa, mit einem gewissen Bedauern. Sie versucht in diesen Tagen Frieden unter den erregten Gemütern zu schaffen. Eine Meute von Dorfbewohnern - es sind Viehhalter und Jagdpächter - steht bereit, um zur Jagd auf die edlen, den Unbilden des Wetters auf dem Berg ausgesetzten Jäger, loszuziehen. Es sind nur Galgos, ja; aber das Bild, das von ihnen gezeichnet wird, gleicht dem wilder Bestien. Sie stehlen und töten Hühner, aus dem einzigen Grund, um sich von ihnen zu ernähren. Und sie werden wie Verbrecher behandelt. Man will ihrer habhaft werden, als handele es sich um Bonnie und Clyde.

Bevor der Rüde in ihr Leben trat, irrte die scheue Galga, die anderthalb Jahre älter ist als er und ein weisses Haarkleid mit schwarzen Flecken trägt, einsam durch die Berge und Jagdgebiete in der Umgebung von Langa umher. Wo sich ihr Unterschlupf befand und wohin sie sich zurückzog, wusste niemand.

Als sie das letzte Mal gesichtet worden war (zu sehen auf dem grossen Foto vom 24. November), war ihr Körper von den Entbehrungen gezeichnet und in ihrem Gesicht spiegelte sich die Angst wieder. Immer wieder schaute sie verunsichert hinter sich.
Dann auf einmal hatte die schöne Galga einen Gefährten. Die beiden hatten identische Hintergrundgeschichten. Auch ihn hatte sein Besitzer ausgesetzt. Aber in Langa fallen keine Namen. Die Einwohner sagen, dass unter ihnen keiner herzlos sei, im Gegenteil, sonst wären die beiden Galgos doch nach Hause zurückgekehrt. Die beiden Flüchtigen vereint mehr als das Unglück. Sie versuchen zu überleben und sie tun das auf ihre Weise. Und dafür bezahlen sie nun.

Drei lange und kalte Winter sind inzwischen vergangen. Und zwischen Liebe und Flucht wurde eine Familie gegründet. Sie hatten sieben Kinder. Schön wie ihre Eltern. Eine zahlreiche Nachkommenschaft und schwierig zu ernähren in Zeiten der Verbannung. Aber Bonnie und Clyde von Langa konnte man nicht vorwerfen, schlechte Eltern zu sein. Sieben hungrige Mäuler zu ernähren und gleichzeitig den Gewehren zu entkommen, ist ein absolutes Bravourstück. Und ein Risiko.

Im Dorf wird spekuliert, dass ein auf der Flucht befindliches Liebespaar die Prüfung bei der Hetz auf den Hasen, die die Jäger durchführen, um Schnelligkeit und Jagdtauglichkeit zu testen, nicht bestanden hat. Wegen ein paar Zentimetern nur wurden sie in die Verbannung geschickt. Und wie bei Champions, deren Stern am Sinken ist, wurden sie ausgestossen und Wind und Wetter ausgesetzt. Ebenso wie ihre sieben Kinder, wenn auch aus ganz anderen Gründen. Ausgelaugt und mit zu wenig Milch für sie alle, traf die Mutter eine risikoreiche Entscheidung: sie brachte ihre Welpen in die Nähe der Strasse, die die Orte Arévalo und Fontiveros verbindet, fünf Autominuten von dem Dorf, von dem aus ihr nachgestellt wird. Und sie setzte die kleinen Geschöpfe eines nach dem anderen am Strassenrand ab, im Schutz einiger Büsche, während ihr Gefährte sie dabei beobachtete. Ihr Instinkt schien ihr zu sagen, dass irgendjemand die Welpen sehen und ihnen Zuflucht gewähren würde.
Und sie täuschte sich nicht. Von ihrem Rückzugsort aus konnten Mutter und Vater aus der Ferne beobachten, wie ein Auto sie mitnahm. Das war vor einem Monat.

Nach diesem Abschied kehrten die beiden Galgos in die Schatten des Berges zurück. Und wenn ein Huhn verschwindet, nährt die Psychose, dass „diese Verfluchten“ noch immer da sind, umso mehr die Lust, Jagd auf sie zu machen.
„Ich erfuhr davon, als ich gerade in Holland war und ich musste von dort aus über die sozialen Netzwerke versuchen, diese Barbarei zu stoppen“, erzählt Fermín, der Chef und Begründer der Tierschutzorganisation Scooby, der seit 20 Jahren für die Rechte und das Wohlergehen der Galgos kämpft. Es war der Tag des grossen Fernsehduells. Aber in Langa, dem 538 Seelendorf, das zu einem grossen Teil von altgedienten Jägern bewohnt wird, war es in dieser Nacht zum Montag kein Thema, wer über wen die Oberhand gewinnen würde. Das worüber man hier tatsächlich sprach – und worüber man sich aufregte – war nicht das Duell Rajoy/Sánchez, sondern der Verbleib der wilden „Hühnerfresser“. Mit der Wahrheit hat das nichts zu tun.

Die Galgos sind eine der am meisten misshandelten Rassen in diesem Land. Die weitaus grösste Mehrheit von ihnen trägt eine tragische Vergangenheit mit sich herum. Etwa 50 000 Exemplare, so wird von den Tierschutzorganisationen geschätzt, werden jedes Jahr, wenn die Jagdsaison im Februar zu Ende geht, erschlagen oder hingerichtet.
Es ist möglich, dass die Flüchtigen von Langa es nicht bis zu dem Unheil bringenden Monat schaffen werden. Sie hinterlassen keine Spur, die zu ihrem Unterschlupf führt. Aber auch wenn sie vor den Menschen weglaufen, so wissen sie doch, dass diese ihre letzte Hoffnung sind. Man brauchte sie nur dabei zu beobachten, wie sie an der Strasse Wache hielten und auf jemanden warteten, der ihre Kinder mitnähme und ihnen ein besseres Leben gäbe. Das haben sie erreicht.

Die sieben Welpen sind jetzt in Sicherheit und glücklich.

Mendigo, der weisse auf dem Foto links und seine Schwester, die schwarze Mora, wurden von Geromillo, einem Einwohner aus der Gegend von Fuentes de Año gerettet.
Die Geschichte hat noch kein glückliches Ende für die ganze Familie gefunden. Mutter und Vater irren noch immer ziellos umher. Einige Dorfbewohner sagen, dass sie zu dem Gebüsch bei Kilometer 24 zurückgekommen sind, das in Fahrtrichtung zu dem nahe gelegenen Arévalo liegt, wo sie sich von ihren Kleinen verabschiedet haben. Und dass sie das anscheinend aus der Entfernung getan hätten, indem sie es mit diesem stereoskopischen Blick beobachtet hätten, der es ihnen erlaubt, bewegte Objekte besser wahrzunehmen als solche, die in Ruhe sind. Das war ihre Rettung. Denn am Donnerstag, dem 10., gingen sie mit Gewehren bewaffnet auf den Berg, um Jagd auf sie zu machen, wie uns eine Quelle bestätigt. Aber sie fanden sie nicht.
„Es wird letztendlich keine Treibjagd geben“, versichert die Bürgermeisterin Clara Isabel Stunden vor Redaktionsschluss am Sonntag. „In einigen Tagen werden Lebendfallen aufgestellt werden, um zu versuchen sie einzufangen. Später werden sie dann in ein Tierheim gebracht werden oder zu jemandem, der dazu bereit ist, sich um sie zu kümmern“, schließt die Ratsherrin von Langa, die zugibt, das ihr diese Methode nicht bekannt war, als sie bei den Verantwortlichen der autonomen Region Kastilien und Leon die bewaffnete Treibjagd auf die beiden Galgos beantragt hatte.
Hinlänglich bekannt dagegen sind die Methoden, nach denen viele Galgueros ihren besten Freund behandeln. Das erklärt die Angst unserer beiden Protagonisten und warum ihr Einfangen sich so schwierig gestalten wird. Die Statistiken der Seprona (Servicio de Protección de la Naturaleza de la Guardia Civil) von 2014 zeigen auf, dass die Straftaten und Gesetzesverstöße gegenüber Galgos sich in den fünf Regionen, in denen die Jagd mit diesen Tieren am intensivsten betrieben wird, konzentrieren: sie machen in Kastilien und León (778), in Kastilien-La Mancha (387), in Andalusien (346), in Madrid (201) und in der Extremadura (94) 98.26 % aller in Spanien vorkommenden Fälle aus. Im Gegensatz dazu wurden in Ceuta, in Melilla, auf den Kanaren, in Asturien, Kantabrien, Katalonien, der Region Valencia, Murcia und dem Baskenland keine Straftaten oder Gesetzesverstöße gegenüber Galgos registriert. Die Balearen (2), Galizien (4), Navarra (7), La Rioja (3) und Aragón (16) komplettieren das Gesamtbild.

Das Erhängen und Verprügeln sind, zusammen mit dem Aussetzen, die gebräuchlichsten Delikte. Eine der Tötungsarten ist unter der Bezeichnung „der Pianist“ bekannt. Dazu wird ein an einem Baum hängender Strick am Hals des Hundes befestigt und das Tier dann so weit hochgezogen, dass seine Hinterfüsse gerade eben noch den Boden berühren. Wie es dann weitergeht, kann sich jeder leicht vorstellen. „Ich wusste nicht, dass das Aufhängen von Tieren eine Straftat ist. Mein Grossvater hat das sein ganzes Leben lang gemacht“, brachte der Einwohner aus Fuensalida (Toledo) dem Richter gegenüber vor, der ihn zu siebeneinhalb Monaten Gefängnis und einem zwei Jahre und einem Tag lang währenden Jagdverbot mit Galgos verurteilte. Das war vor zwei Jahren und das erste Mal, dass in Spanien jemand verurteilt wurde, weil er seine Tiere erhängt hatte. Die, die gerettet und schließlich adoptiert werden – es werden immer mehr – bleiben ihr Leben lang dadurch gezeichnet. Sie sind leicht zu erkennen. Sie tragen ein Tuch um den Hals, das die Narben, die der Strick hinterlassen hat, bedeckt.
In anderen Fällen, erklärt der Scooby-Chef, der jedes Jahr etwa 350 ausgesetzte Galgos in Zamora, Salamanca, Medina del Campo und Vallodolid aufnimmt, werden sie in tiefe, ausgetrocknete Brunnen geworfen. Diese Art der Tötung wird ihm zufolge am häufigsten im Gebiet von Mazarrón, Murcia angewandt. „Es ist eine Schande, dass Spanien, ein Land, das den Vorsitz der Europäischen Union innehat, zulässt, dass der beste Freund des Menschen auf diese unglaublich grausame und gefühllose Weise misshandelt wird“, äußerte vor einem Jahr Alistair Findlay, ein Mitarbeiter der World Society for the Protection of Animals (WSPA), einer der einflussreichsten privaten Organisationen der Welt.
Ruhig, extrem lieb, elegant und schön, beschreibt ein Jäger aus Ávila, der lieber anonym bleiben möchte, die beiden vertriebenen Galgos und betrachtet voller Grauen die ungehemmte Verfolgung. Er verweist uns dabei auf ihre Historie und auf Don Quijote, um den Wert einer der edelsten Hunderassen deutlich zu machen. „In einem Ort in der La Mancha, an dessen Namen ich mich nicht erinnern mag, lebte vor nicht langer Zeit ein Edelmann, einer von jenen, die eine Lanze in der Garderobe, einen alten Schild, einen dürren Klepper und einen schnellen Galgo besaßen“, so habe es Cervantes uns in seinem Roman hinterlassen. Der Edelmann war nicht der einzige. Der grosse Frank Sinatra, Al Capone und auch Kleopatra wählten sich Windhunde als ihre treuen Begleiter.
Das Alter der Beiden von Langa ist ein weiteres Mysterium. Und je mehr man sie sucht, desto unsichtbarer machen sie sich. Der Lärm der Schüsse, der in diesen Tagen der Jagd zu hören ist, muss sie gewarnt haben, dass der Feind nahe ist. Erst wenn die Dunkelheit hereinbricht und die Menschen sich zurückziehen, fühlen sich die Flüchtigen von Langa sicher.


 
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